Jedes Museum, das nicht in der Liga der großen prestigeträchtigen Kultureinrichtungen der Länder und Großstädte spielt, hat heute das Problem, im Rahmen seiner bescheidenen Mittel seinen Bestand zu sichern sowie seine Sammlungen zu erhalten und zu vermehren. Um das Marburger Mineralogische Museum mit seiner traditionsreichen Sammlung zu unterstützen, gründen am 7. Februar 1990 37 Mitglieder aus den verschiedensten Bereichen der Bevölkerung einen Freundeskreis. Dem konstituierenden Vorstand gehören Prof. Dr. Hans-Heinrich Lohse (1. Vorsitzender) sowie Hellmuth Graßmann, Gerhard Kamm, Gerd Kerkhey und Dr. Werner Treutmann an. Innerhalb weniger Monate verdoppelt sich die Zahl der Mitglieder. Bereits im Gründungsjahr führt der Freundeskreis gemeinsam mit der Museumsleitung zahlreiche Aktivitäten durch – passend zum 200-jährigen Jubiläum des Hessischen Mineralien-Kabinetts.
Im Zuge der Auflösung und schließlich der Abschaffung des Fachbereichs Geowissenschaften an der Philipps-Universität (2000-2007) entwickeln sich auch die Ziele des Freundeskreises weiter: Die Arbeit des Vorstands richtet sich zusätzlich auf Maßnahmen, die den Bekanntheitsgrad des Museums fördern, die Besucherzahl steigern und das Museum letztlich zu einem unverzichtbaren Bestandteil Marburgs und seiner Besucher machen sollen. Alle diese Aktivitäten gehen Hand in Hand mit der Museumsleitung, sodass die gegenseitigen Beiträge zu einer Gemeinschaftsleistung werden: Hierzu gehören neben den Sonderausstellungen eine vermehrte Pressearbeit sowie die Ausrichtung von Museumstagen, die Teilnahme an der Nacht der Kunst, ein Tag der offenen Tür sowie speziell auf Kinder ausgerichtete Angebote wie Goldwaschen, Museums-Ralley oder Tombola.
Zahlreiche Spenden der Mitglieder unterstützen im Lauf der Jahre den Fortbestand des Mineralogischen Museums und erweitern die Sammlung. Sehr große Einzelbeiträge stammen vom langjährigen 1. Vorsitzenden und nach dem Ausscheiden aus diesem Amt zum Ehrenvorsitzenden ernannten Reinhard Balzer. So überträgt Balzer 2002 seine bedeutende Sammlung von Mineralien aus Rio Grande do Sul dem Museum zunächst als Dauerleihgabe. Seit 2004 steht sie als ein Teil der gegründeten Ingrid und Reinhard Balzer Stiftung im Museum. Im Laufe der folgenden Jahre kommen dann als weitere Teile der Stiftung noch Exponate aus Uruguay und Arizona dazu, nicht zu vergessen die seit Mitte 2014 im Museum zu bewundernde Turmalin Sammlung. Als Blickfang vor dem historischen Gebäude lässt Balzer sowohl eine viereinhalb Tonnen schwere Sandrose aus der Wetterau sowie zwei versteinerte Baumstämme aus Arizona aufstellen. Auch Gerhard Schweisfurth, dessen gleichnamige Sammlung im zweiten Saal des Mineralogischen Museums zu sehen ist, ist bis zu seinem Tod im Oktober 2000 Mitglied des Freundeskreises.
Leider kann der Verein das Sammlerinteresse an Eigenfunden zunehmend weniger zufrieden stellen, weil die historischen Abbaue in der an sich geologisch reichen Region um Marburg nicht mehr zugänglich sind – teils wegen „Renaturierungen“ historischer Bergwerksanlagen, teils wegen erhöhter Anforderungen an die Sicherheit.
Die wesentlichen Tätigkeitsfelder des Vereins, das Marburger Museum im öffentlichen Bewusstsein präsent und durch privates Engagement das Museum als kulturelle Einrichtung am Leben zu erhalten, bleiben auch in Zukunft Hauptanliegen. Das Mineralogische Museum zählt zu den bedeutendsten Mineralogischen Sammlungen Deutschlands. Der Freundeskreis begrüßt ein zukünftig noch stärkeres Engagement der Stadt Marburg für das Mineralogische Museum, das einen zunehmend wichtigeren Beitrag für die touristische und urbane Attraktivität Marburgs darstellt.