Vortrag und Sonderausstellung „Magische Bildwelt der Gesteine“
(Von Michael M. Raith, Professor emeritus am Steinmann Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie der Friedrich-Wilhelms Universität Bonn)
(Text und Fotos: Udo Becker)
Im Rahmen der Eröffnung der Ausstellung hielt Prof Raith einen Vortrag im Hörsaal des Instituts für Geographie der Philipps Universität Marburg, in dem er zunächst auf eines seiner Forschungsgebiete einging und dann über seine künstlerischen Arbeiten berichtete, die Gegenstand der Sonderausstellung sind.
Der Schwerpunkt seiner Forschung galt dem inneren Aufbau und der Evolution präkambrischer kontinentaler Erdkruste, insbesondere den in großer Tiefe ablaufenden gesteinsbildenden Prozessen.
Ein Schlüsselgestein für die Rekonstruktion geodynamischer Prozesse sind die Eklogite. Sie entstehen bei der Subduktion kontinentaler Platten in großer Tiefe unter den dort herrschenden enormen Druck- und Temperaturverhältnissen und bestehen maßgeblich aus Granat und Omphacit. Um wieder an die Oberfläche zu kommen („Exhumierung“) und dort für die Wissenschaft analysierbar zu werden, werden mehrere unterschiedliche Prozesse diskutiert. Typlokalität für Eklogit ist ein solches „exhumiertes“ Vorkommen auf der Saualpe in Kärnten, von dem schon Goethe über ein Handstück verfügte, das heute Teil seiner Sammlung im Gartenpavillion von Frauenplan bei Jena ist. Heute weiß man, dass das Vorkommen dieser Gesteine die Grenzlinie ehemals getrennter Kontinente anzeigt.
Geowissenschaftler analysieren Gesteinsproben mit Dünnschliffpräparaten. Indem man das Material in Scheibchen von nur 0,03 mm Dicke unter das (Polarisations)-Mikroskop legt und speziell beleuchtet, werden seine mineralischen Strukturen für das menschliche Auge wahrnehmbar. Die intensive mikroskopische Bearbeitung höchst verschiedener Geomaterialien im Laufe seines Berufslebens weckte schon früh die Begeisterung von Michael M. Raith für die faszinierende Bildwelt des Mikrokosmos. Die unglaublichen Farbeffekte und Strukturen gaben vielfältige Anregungen für die eigene künstlerische Arbeit. Dabei geht es ihm weniger um die reine Reproduktion ästhetischer Mikrofotos als um das Aufspüren und Gestalten von Motiven, die innere Stimmungen und Botschaften widerspiegeln. Die technischen Fortschritte und Möglichkeiten moderner digitaler Mikrofotografie und Bildbearbeitung haben dabei beigetragen, dass aus seiner künstlerischen Neigung eine Passion geworden ist.
22 Beispiele für diese Art von Kunst sind bis 15.1.2019 im Marburger Mineralogischen Museum zu sehen.