Freundeskreis des Mineralogischen Museums Marburg e.V.

2018






Vortrag und Sonderausstellung „Magische Bildwelt der Gesteine“

(Von Michael M. Raith, Professor emeritus am Steinmann Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie der Friedrich-Wilhelms Universität Bonn)

(Text und Fotos: Udo Becker)

Im Rahmen der Eröffnung der Ausstellung hielt Prof Raith einen Vortrag im Hörsaal des Instituts für Geographie der Philipps Universität Marburg, in dem er zunächst auf eines seiner Forschungsgebiete einging und dann über seine künstlerischen Arbeiten berichtete, die Gegenstand der Sonderausstellung sind.

Der Schwerpunkt seiner Forschung galt dem inneren Aufbau und der Evolution präkambrischer kontinentaler Erdkruste, insbesondere den in großer Tiefe ablaufenden gesteinsbildenden Prozessen.
Ein Schlüsselgestein für die Rekonstruktion geodynamischer Prozesse sind die Eklogite. Sie entstehen bei der Subduktion kontinentaler Platten in großer Tiefe unter den dort herrschenden enormen Druck- und Temperaturverhältnissen und bestehen maßgeblich aus Granat und Omphacit. Um wieder an die Oberfläche zu kommen („Exhumierung“) und dort für die Wissenschaft analysierbar zu werden, werden mehrere unterschiedliche Prozesse diskutiert. Typlokalität für Eklogit ist ein solches „exhumiertes“ Vorkommen auf der Saualpe in Kärnten, von dem schon Goethe über ein Handstück verfügte, das heute Teil seiner Sammlung im Gartenpavillion von Frauenplan bei Jena ist. Heute weiß man, dass das Vorkommen dieser Gesteine die Grenzlinie ehemals getrennter Kontinente anzeigt.

Geowissenschaftler analysieren Gesteinsproben mit Dünnschliffpräparaten. Indem man das Material in Scheibchen von nur 0,03 mm Dicke unter das (Polarisations)-Mikroskop legt und speziell beleuchtet, werden seine mineralischen Strukturen für das menschliche Auge wahrnehmbar. Die intensive mikroskopische Bearbeitung höchst verschiedener Geomaterialien im Laufe seines Berufslebens weckte schon früh die Begeisterung von Michael M. Raith für die faszinierende Bildwelt des Mikrokosmos. Die unglaublichen Farbeffekte und Strukturen gaben vielfältige Anregungen für die eigene künstlerische Arbeit. Dabei geht es ihm weniger um die reine Reproduktion ästhetischer Mikrofotos als um das Aufspüren und Gestalten von Motiven, die innere Stimmungen und Botschaften widerspiegeln. Die technischen Fortschritte und Möglichkeiten moderner digitaler Mikrofotografie und Bildbearbeitung haben dabei beigetragen, dass aus seiner künstlerischen Neigung eine Passion geworden ist.

22 Beispiele für diese Art von Kunst sind bis 15.1.2019 im Marburger Mineralogischen Museum zu sehen.

Prof. Masberg führt in den Vortrag ein

Prof. Masberg führt in den Vortrag ein

Entstehung von Eklogit durch Subduktion

Entstehung von Eklogit durch Subduktion

Handstück aus der Sammlung von J.W. von Goethe

Handstück aus der Sammlung von J.W. von Goethe

Eklogit als Schlüsselgestein

Eklogit als Schlüsselgestein

„Nördliches Gestade“

„Nördliches Gestade“

„Sommertag“

„Sommertag“

„Traumlandschaft“

„Traumlandschaft“

Michael M. Raith

Michael M. Raith

Aluminium – das häufigste Metall in der Erdkruste

(Text: Peter Masberg & Christoph Schwarte; Fotos: Udo Becker)

Obwohl Aluminium in der Erdkruste das am häufigsten anzutreffende Metall ist, gelang seine reine Darstellung erst in den 1820er Jahren. Die Gewinnung von Tonerde aus Bauxit nach dem Bayer-Aufschlussverfahren und die Erfindung der Schmelzelektrolyse von Tonerde im Lösungsmittel Kryolith im ausgehenden 19. Jahrhundert ermöglichte seine Produktion im industriellen Maßstab.

Die rasante Entwicklung der Verkehrstechnik, sowohl im Flugzeug- wie im Automobilbau, wurde durch das Leichtmetall entscheidend unterstützt. Aber auch in Bereichen der dauerhaften Lebensmittel-Verpackung, der Architektur oder der Produktion von Designprodukten hat Aluminium eine herausragende Bedeutung. In Marburg stellt die Firma Seidel GmbH & Co. KG Aluminiumdesignprodukte etwa für die Kosmetikbranche, die Schreibgeräteindustrie oder den Pharmabereich her.

Das Auffinden, die Beschreibung und Aufbereitung der Aluminium-Mineralien, die nicht zuletzt auch die Erze für die Gewinnung des Werkstoffes Aluminium darstellen, ist ein zentrales Thema in der Mineralogie. Zum 50 jährigen Jubiläum der Inbetriebnahme der ersten vollautomatischen Eloxalanlage bei der Seidel GmbH & Co. KG wird Aluminium in seinem geologischen Umfeld im Zentrum dieser vom 26.07.2018 bis 21.10.2018 präsentierten Sonderausstellung im 1. Saal des Mineralogischen Museums am Firmaneiplatz stehen.

Prof. Dr. Peter Masberg und Dr. Christoph Schwarte führen die zahlreichen Besucher in die Thematik der Sonderausstellung Aluminium ein

Prof. Dr. Peter Masberg und Dr. Christoph Schwarte führen die zahlreichen Besucher in die Thematik der Sonderausstellung Aluminium ein

Aluminium, das häufigste Metall in der Erdkruste

Aluminium, das häufigste Metall in der Erdkruste

Vitrine mit Produkten der Seidel GmbH & Co. KG neben aluminiumhaltigen Mineralien

Vitrine mit Produkten der Seidel GmbH & Co. KG neben aluminiumhaltigen Mineralien

Kay Schürmann – Nachruf

(Volker Duda)

Nur Reisen ist Leben, wie umgekehrt das Leben Reisen ist. Mit diesen Zeilen von Jean Paul erreichte uns die Nachricht, dass Dr. Kay Uwe Schürmann – Gründungsmitglied unseres Freundeskreises und langjähriger Leiter unseres Museums – am 11. Juli 2018 im Alter von 79 Jahren seine letzte Reise angetreten hat.

Geboren am 31.03.1939 studierte Schürmann Mineralogie, Geologie und Chemie zunächst von 1958 bis 1961 in Saarbrücken und danach von 1961 bis 1963 in Kiel mit einem Diplom in Mineralogie als Abschluss. Seine Promotion zum Dr. rer. nat. erfolgte 1966 bereits in Marburg mit einer Arbeit über die Stabilität metamorpher monokliner Hornblenden. Von 1967 bis 1983 war Schürmann wissenschaftlicher Mitarbeiter der Philipps-Universität Marburg. Unterbrochen wurde diese Zeit allerdings von 1971 bis 1972 durch einen Auslandsaufenthalt in den USA, wo er auch Kontakte zur NASA bekam und als einer der wenigen Menschen an Mondgestein forschen durfte.

Von 1983 bis 2004, also gut 2 Jahrzehnte lang war Schürmann dann Leiter des seit 1977 auch für die Öffentlichkeit zugängigen Mineralogischen Museums der Philipps-Universität Marburg. Parallel dazu leitete er in dieser Zeit die Abteilung „Experimentelle Mineralogie“ im FB Geowissenschaften.

Ab 2005 schließlich war er bis zuletzt ehrenamtlicher Mitarbeiter im Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum in Frankfurt am Main und betreute dort die mineralogische Sammlung.

Am 07.02.1990 war der Freundeskreis des Museums gegründet worden und Kay Schürmann war selbstverständlich als Museumsleiter von Anfang an mit dabei. Ich selbst wurde erst 1996 Mitglied und hatte seither das Vergnügen, Kay Schürmann bei den diversesten Unternehmungen des Freundeskreises zu erleben. Er war stets aktiv, an allem interessiert und konnte auch einem mineralogisch interessierten Laien wie mir sein Wissen verständlich vermitteln. Und dabei drehte sich sein Interesse nicht nur um die Mineralogie, nein er hätte auch als Fußballbundestrainer arbeiten können, um nur eine seiner weiteren Leidenschaften zu nennen. Unvergessen bleiben werden mir auch die Fahrten zu den Münchner Mineralientagen, bei denen wir viele Stunden zusammen verbrachten und es nie langweilig wurde. Es war das Funkeln in Kays Augen, wenn er sich über irgendetwas ereiferte, was einen in den Bann zog.

Es ist ein Geschenk, einen solch einzigartigen Menschen ein Stück seines Lebens begleitet zu haben.

Dr. Kay Uwe Schürmann auf einer Exkursion des Freundeskreises

Dr. Kay Uwe Schürmann auf einer Exkursion des Freundeskreises

Vogelsberg-Exkursion

(Text: Volker Duda; Fotos: Udo Becker & Volker Duda)

Am 08.07.2018 empfing Frau Kerstin Bär, die Leiterin der Sektion Vogelsberg der Deutschen Vulkanologischen Gesellschaft, die Teilnehmer der Exkursion bei strahlendem Sonnenschein im Vulkaneum in Schotten.

Nach einigen grundlegenden Einführungen zum Thema Vulkanismus und Vogelsberg erkundeten wir begleitet von Frau Bär, die uns zu allen Punkten und Fragen Rede und Antwort stand, das Vulkaneum. Am Ende war uns klar, dass der Vogelsberg als größtes Vulkangebiet Mitteleuropas nicht aus einem einzelnen Vulkan bzw. Berg besteht oder bestand, sondern dort eine ganze Reihe von vulkanischen Aktivitäten vor 19 bis 15 Mio. Jahren stattfanden, deren Umfang z.B. auch die Amöneburg quasi vor Marburgs Haustür entstehen ließ.

Frau Bär erklärt die Grundlagen (Foto: Udo Becker)

Frau Bär erklärt die Grundlagen (Foto: Udo Becker)

Lavakissen mal anders (Foto: Volker Duda)

Lavakissen mal anders (Foto: Volker Duda)

Wo ist eigentlich Atlas? Wenn man ihn schon mal bräuchte… (Foto: Volker Duda)

Wo ist eigentlich Atlas? Wenn man ihn schon mal bräuchte… (Foto: Volker Duda)

Was man alles aus Basalt und Co bauen kann… (Foto: Volker Duda)

Was man alles aus Basalt und Co bauen kann… (Foto: Volker Duda)

Ausmarsch aus dem Vulkaneum… (Foto: Udo Becker)

Ausmarsch aus dem Vulkaneum… (Foto: Udo Becker)

erlaubtes Aufsammeln von Peridotit haltigem Basalt aus Gonterskirchen vor dem Vulkaneum (Foto: Udo Becker)

erlaubtes Aufsammeln von Peridotit haltigem Basalt aus Gonterskirchen vor dem Vulkaneum (Foto: Udo Becker)

Belegstück ergattert! (Foto: Volker Duda)

Belegstück ergattert! (Foto: Volker Duda)

Nachdem der Wissensdurst vorerst gelöscht war, gab es gegenüber vom Museum in der Mittagspause auch Gelegenheit, den Hunger und den ganz profanen Durst zu löschen.

Dermaßen gestärkt machten wir uns danach auf, um zunächst noch in Schotten zwei Aufschlüsse anzusehen, die uns die Lavaströme vergangener Zeiten plastisch näher brachten.

so geglüht hat der Vogelsberg auch einmal (Foto: Udo Becker)

so geglüht hat der Vogelsberg auch einmal (Foto: Udo Becker)

der 2. Lavastrom Aufschluss mit deutlichen Verwitterungsspuren (Foto: Volker Duda)

der 2. Lavastrom Aufschluss mit deutlichen Verwitterungsspuren (Foto: Volker Duda)

auch die Aussichtsplattform – wer hätte es gedacht – war aus Vulkangestein (Foto: Udo Becker)

auch die Aussichtsplattform – wer hätte es gedacht – war aus Vulkangestein (Foto: Udo Becker)

Überblick über den Vogelsberg – Berg, welcher Berg? (Foto: Volker Duda)

Überblick über den Vogelsberg – Berg, welcher Berg? (Foto: Volker Duda)

nun gut, herbei gezoomt: der Hoherodskopf, immerhin 764 m hoch (Foto: Volker Duda)

nun gut, herbei gezoomt: der Hoherodskopf, immerhin 764 m hoch (Foto: Volker Duda)

Nachdem Schotten und Umgebung für diesen Tag abgearbeitet waren, formierte sich die Wagenkolonne erneut und startete in Richtung Nidda durch. Nachdem wir, ohne die Kolonne zu zerreißen, auch eine komplizierte Baustellen-Ampelschaltung überwunden hatten, erreichten wir wie geplant den Steinbruch Michelnau, wo von 1863 bis in die 1990er Jahre ein Gestein abgebaut wurde, das unter der Bezeichnung Michelnauer Tuff oder aufgrund seiner Färbung auch als Rotlava bekannt geworden ist.

Schutthalde aus Michelnauer Tuffblöcken am Eingang des Areals (Foto: Volker Duda)

Schutthalde aus Michelnauer Tuffblöcken am Eingang des Areals (Foto: Volker Duda)

Einlass in den Steinbruch nur mit Führung (Foto: Udo Becker)

Einlass in den Steinbruch nur mit Führung (Foto: Udo Becker)

zuerst der Blick von oben (Foto: Volker Duda)

zuerst der Blick von oben (Foto: Volker Duda)

gemäß Wegweiser im Hintergrund der Taunus (Foto: Volker Duda)

gemäß Wegweiser im Hintergrund der Taunus (Foto: Volker Duda)

von der Aussichtsplattform gewinnt man einen guten Überblick (Foto: Volker Duda)

von der Aussichtsplattform gewinnt man einen guten Überblick (Foto: Volker Duda)

Aufgrund der vom üblicherweise im Vogelsberg vorkommenden blaugrauen Basalt abweichenden geringeren Konsistenz konnte dieses Material in Form großer Blöcke aus dem Anstehenden gesägt werden. Es eignete sich als Backofenauskleidung, war es ja doch auch unter hohen Temperaturen entstanden, wurde aber ebenso als Baumaterial genutzt. Michelnauer Tuff fand seinen Weg z.B. bis nach Frankfurt, Nürnberg und Köln, aber auch nach Berlin zur Nachbildung des bekannten Bärenbrunnens. Grabsteine aus Michelnauer Tuff finden sich im Übrigen nicht nur auf dem Zentralfriedhof in Fulda sondern auch auf dem Marburger Friedhof an der Ockershäuser Allee.

Die noch gut zu erkennenden Abbauspuren sowie der 2012 restaurierte Holz-Derrick-Kran und die davor platzierte Steinsäge verleihen dem Arrangement den Charakter eines Industriedenkmals.

Auf dem Weg zurück von der Aussichtsplattform machten wir einen kleinen Abstecher, um die in voller Pracht blühende Breitblättrige Stendelwurz (Epipactis helleborine) zu bewundern.

Holz-Derrick-Kran (Foto: Volker Duda)

Holz-Derrick-Kran (Foto: Volker Duda)

Breitblättrige Stendelwurz (Foto: Volker Duda)

Breitblättrige Stendelwurz (Foto: Volker Duda)

in der Eingangsschlucht zum Steinbruch Erläuterungen von Frau Bär… (Foto: Udo Becker)

in der Eingangsschlucht zum Steinbruch Erläuterungen von Frau Bär… (Foto: Udo Becker)

…dass die Lava hier in 2 Richtungen abgeflossen ist (Foto: Volker Duda)

…dass die Lava hier in 2 Richtungen abgeflossen ist (Foto: Volker Duda)

Nach kurzer Lagebesprechung aufgrund der fortgeschrittenen Zeit fanden sich doch noch so viele interessierte Exkursionsteilnehmer, dass sich Frau Bär bereit erklärte, auch noch zum letzten Programmpunkt zu führen: das Tal des Hohensteinerbaches bei Nidda. Vorbei an Abraumhalden des dortigen noch in Betrieb befindlichen Basalt-Steinbruches ging es auf Saumpfaden vorbei an massenhaft Basaltstaub durch das Tal des Hohensteinerbaches bis zu einer Stelle, an der die Kraft des Wassers einen Vulkanschlot aus unregelmäßig ausgerichteten kleinen Basaltsäulen freigelegt hatte.

Suche im Haldenmaterial (Foto: Udo Becker)

Suche im Haldenmaterial (Foto: Udo Becker)

ganz schön staubig… (Foto: Udo Becker)

ganz schön staubig… (Foto: Udo Becker)

kein Wunder, bei den Mengen… (Foto: Volker Duda)

kein Wunder, bei den Mengen… (Foto: Volker Duda)

das Ziel ist erreicht! (Foto: Volker Duda)

das Ziel ist erreicht! (Foto: Volker Duda)

Wieder zurück bei den PKW‘s bedankten wir uns alle herzlich bei Frau Bär, die uns versicherte, dass die Vogelsberg Region noch reichlich weitere „aufschlussreiche“ Ziele zu bieten hätte…

Vortrag über Granate

(Text und Foto von Udo Becker & Prof. Georg Amthauer)

„Granate in Natur und Technik“ lautete der Titel des Vortrags, den der Freundeskreis des Marburger Mineralogischen Museums am 16.Mai veranstaltete.

Granate sind vor allem als Schmucksteine von Halbedelsteinqualität bekannt. Sie kommen in der Natur in zahlreichen Varianten und Farben als Mineralien vor. Natürliche Granate sind Silikate, die als wichtige gesteinsbildende Minerale dem Geologen Auskunft über die Bildungsbedingungen des Muttergesteins geben. Dass sie darüber hinaus Materialeigenschaften besitzen, die sie für moderne technische Anwendungen geeignet machen, wurde vom Referenten, Prof. Georg Amthauer, in anschaulicher Weise dargestellt. Künstlich gezüchtete Granate gehören zu den am häufigsten in der Technik und der Medizin benutzten Lasern. Seit mehreren Jahren werden Lithium-Oxid Granate als schnelle Ionenleiter in Lithium-Batterien erforscht und auch eingesetzt. Alle diese erwähnten Aspekte wurden im Vortrag diskutiert und an Beispielen vorgestellt.

Der öffentliche Vortrag fand am Mittwoch dem 16.5. um 19:00 Uhr im großen Hörsaal der Geographie am Firmaneiplatz statt.